Dienstag, 11. Oktober 2011

Erfahrungen einer Fastenden - Tag 3

REICHT FAST(EN)? – Tag 3

Trotz Hungers konnte ich gut schlafen. Luxus, die Beine ausstrecken zu können.

Ich beschließe, dass heute die Psychologie des Essens im Vordergrund steht. Der Reis ist mir heute morgen nicht so gut gelungen, denn ich habe nun leicht körnige Körner vor mir. Und er ist am Topfboden leicht angefranzelt. Einiges an den wertvollen Körnern ist nun weg… Ich nehme heute einen kleinen Löffel. „Friss die Hälfte“, ich will mich einfach nur selbst austricksen. Mal sehen, wie lange ich aushalte.

Inzwischen bin ich aus dem Bürgeramt zurück. Soviel Warten mit-am-Buch-festklammern will belohnt werden. Ein Löffel Reis. Was ich wohl mache, wenn ich vom Finanzamt wieder da bin? Heute nacht habe ich geträumt, dass ich eine Bratwurst gegessen habe. Also doch die permanente Beschäftigung mit Essen, wie es mir auch gestern von anderer Seite bestätigt wurde. Ob die Bratwurts auf tiefliegende Sehnsüchte schließen lässt???

Ein Fakt am Rande: es sind 350 Kalorien, die ich am Tag esse. 2.500 sind normal. An einem Tag! Ich esse also einen Tag innerhalb einer Woche…und ich bin nicht allein damit. Längerfristig so zu fasten, nein, zu hungern, führt zum Tod.

14:37 Uhr: ich bin im Büro. Mir ist kalt. Und Wasser, wieder Wasser. Angeblich stellt sich nach drei Fastentagen ein Hoch ein. Wie nenne ich das dann bloß? Als ich heute vormittag in meinen Studienunterlagen was zum Thema Entwicklung las, musste ich etwas lachen. Das mündige Subjekt, autonom steht an der Stelle der Erziehung. Ah ja, ich soll also mündig werden. Aber autonom fühle ich mich ganz und gar nicht. Der Hunger lässt mich wirklich vom Essen tagträumen, ich habe Stimmungsschwankungen. Manchmal schwanke ich vor lauter Reisentzug. Und da ist ein Löffelchen mit etwas Kräutersalz eine Wohltat. Aber nein, ich versalze mir auch das noch.

16:52 Uhr: Mir.ist.kalt. Ich meine, das ist mir immer. Meistens. Aber jetzt: hui. Und ich merke, wie der Hunger das Denken und Handeln verlangsamt.

18:55 Uhr: was für ein Gefühl. Reis mit etwas Gemüsebrühe. Das sind locker 50g. Und sie sind warm. Und ja, ich gebe es zu: ich habe…nicht die Bratwurst gegessen. Dafür ein Glas O-Saft getrunken. Darf ich und mach und vor allem brauch ich.

22:51 Uhr: Flasche leer. Tat gut. Und irgendwie ist es gut, sich von Sophie Scholl in dieser Woche begeleiten zu lassen. Sie hat mal gesagt,wie man erwarten kann, dass jemand für eine gerechte Sache eintreten kann, wo es doch keine gerechte Sache gibt. Kann sein, dass ich das falsch wiedergebe. Aber Gerechtigkeit, das ist auch diese Woche wichtig.

Gerechtigkeit üben.

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