Dienstag, 11. Oktober 2011

Erfahrungen einer Fastenden - Tag 2

REICHT FAST(EN)? – Tag 2

Reicht es, 100g ungekochten Reis meiner Wahl – in meinem Fall teilgeschliffen, Basmati, bio, fair – an einem Tag zu essen? Reicht es, diesen jeden Tag als Motivation zu nehmen, sich an den Herd zu stellen, pingelig abzuwiegen und ihn dann in drei essbare Portionen zu teilen? Immerhin Basmati, damit er schmeckt. Sonst wird das doch nichts.

Und noch wichtiger: wie fühlt sich der Hunger an, die Mangelernährung? Wenn die Beschäftigung mit dem, was frau/man essen könnte, sich permanent in den Weg stellt? Appetitzügler sind leicht zu finden, davon spricht ein kleines Glas auf meinem Balkon… Ich schiele umso mehr auf die Sachen im Regal meiner Mitbewohnerin. Mein Eigenes ist mit den Kartoffeln und dem Kürbis auch interessant. Ich trinke Grünen Tee und Brennesseltee, als ob es nix anderes gibt. Und wie ich kaue, bewusst, langsam. Jedes Reiskorn ist beim Waschen wichtig und dann beim in-den-Topf-wandern. Und wieder raus. In den Mund.

Es sind noch einige Tage durchzustehen. Mit Euphorie – die soll sich beim Fasten einstellen -, mit schlechter Laune – weil ich nichts essen kann – aber ganz bestimmt damit, dass es „was mit mir macht“.

Neuster Stand: ich war mir nie bewusst, wie häufig ich auf die Uhr am Rechner schaue. Mittlerweile bin ich seit zwei Stunden im Büro, und mein Magen will was haben und ich trinke und trinke Wasser. Wie wird das erst im Laufe der Woche? Und heißt isotonisches Getränk irgendwelcher Mist mit Zusatzstoffen oder doch ein alkoholfreies Hefeweizen?

Etwas später: der Reis landet nun im Mund. Slow-Motion kauen. 15 Minuten lang. Und ich könnte jetzt wirklich eine Zigarette rauchen…

Der Hunger ist nicht krass. Ich bin überrascht, dass ich mich gut „betäuben“ kann. Aber ich hab Kopfschmerzen. Die versuch ich mit Wasser wegzubekommen. Wenn ich auf so wenig Essen im Magen eine Ibuprofen nehme…

Mh, Hunger macht wirklich dumm. Ich hab heute nachmittag aus Versehen den Briefkasten meiner Nachbarn aufgeschlossen. Und schon wieder schiele ich auf die Uhr. Noch eine Stunde, dann esse ich.

Angenehm gesättigt.

22:12 Uhr: nee, doch nicht. Mir ist schlecht. Und dann lese ich im Bus auf den Heimweg das hier:

„Jenseits des Kochers hatte sich Robert Scholl einen kleinen Weinberg zugelegt, in dem er ein wenig experimentierte. Viel öfter ging Lina Scholl mit den Kindern über die Brücke, um auf den Obstwiesen zu ernten – Äpfel vor allem, dazu Birnen, Quitten und Walnüsse. Aus dem Obst wurde Marmelade gekocht, Gesälz, wie es bei den Scholls auf gut Schwäbisch hieß. Das Gemüse wurde eingemacht.“ Aus: Sophie Scholl. Biographie, von Barbara Beuys

Vielleicht hätt ich doch gleich mal zu den tiefen Gedanken von Sophie Scholl kommen sollen… Wie man mit Hunger wohl schläft?

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