Dienstag, 6. April 2010

Diesseits und jenseits des Nationalstaates: Orte politischen Engagements und die Micha-Initiative

Michael Zürn schreibt in der ZEIT Nr. 13 vom 25. März 2010:
„Die Politik wandert aus. Desinteresse? Keine Spur: Immer mehr Bürger engagieren sich – und ignorieren dabei die Grenzen des Nationalstaats“. Für die einzelnen Argumente sei auf seinen Artikel verwiesen. An dieser Stelle soll eher im Vordergrund stehen, was das Thema mit der Micha-Initiative zu tun hat.

Zuerst einmal ist natürlich das Christentum, die „Kirche Christi“, selbst ein "transnationales " Projekt, spätestens mit der Ausbreitung des Evangeliums durch die Apostel. Jesus kam nicht nur für die Juden, sondern auch für die Griechen (Heiden) und damit die gesamte Menschheit (vgl. u.a. Apostelgeschichte 18, 4; 19, 10, 17; 20, 21; Römer 1, 16; 2, 9f.; 3, 9; 10, 12; 1. Korinther 1, 23f.; 12, 13).

Jesus ist ganz eindeutig, wenn er befiehlt: "Darum gehet hin und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes [...]" (Matthäus 28, 19). Oder: "Und das Evangelium muß zuvor verkündigt werden unter alle Völker." (Markus 13, 10; vgl. auch 16, 15).

Der Leitspruch der Micha-Initiative, die mittlerweile in Dutzenden von Ländern existiert, besagt, dass jeder Mensch weiß, was der Herr will: Recht üben, Güte/Gnade lieben, demütig gehen vor Gott (Micha 6, 8).

Dreh- und Angelpunkt der Debatte um transnationales politisches Engagement ist die Frage nach dem Stand von Globalisierung und Regionalisierung. Hier nur einige Stichpunkte dazu: Einige Integrationsprojekte sind bereits sehr weit fortgeschritten wie etwa die supranationale Europäische Union; Internationale Organisationen (UN, WTO, usw. usf.) und das Völkerrecht allgemein gewinnen stark an Bedeutung; und nicht zuletzt der zahlenmäßig rasante Anstieg und Bedeutungszuwachs von Nichtregierungsorganisationen (NGOs) hat Diskussionen rund um Begriffe wie Menschenrechte, globale Zivilgesellschaft und Weltöffentlichkeit befeuert. Im Ergebnis soll nur festgestellt werden: der Nationalstaat hat seine Monopolstellung verloren.

Und wie steht es diesbezüglich nun um das politische Engagement? Michael Zürn sagt, dass immer mehr Bürger die Grenzen des Nationalstaats bei ihrem Engagement ignorierten. Mit seiner Beschreibung meint er sicher auch uns Michas mit unserem globalen Anliegen, Denken und hoffentlich auch Handeln. Bei einer unserer letzten Diskussionen ging es um die Frage, an welche politischen Entscheidungsträger wir uns als Gruppe eigentlich wenden wollen: vorrangig natürlich Berlin (BRD), aber auch Brüssel (EU)? Schließlich kommen natürlich aber auch die Länderebene (Dresden) und auch die kommunale Ebene (Leipzig) in Betracht – der Begriff der „Glokalisierung“ sei hier mal nur erwähnt. Weitere Fragen für uns als lokale Gruppe wären etwa unsere generelle Einbindung in nationale und weltweite Micha-Strukturen. Gelegentlich ist auch die Idee einer Kooperation mit einer anderen lokalen oder nationalen Micha-Initiative auf einem anderen Kontinent aufgekommen (die vorliegend vehement befürwortet wird :-)

Bei dieser kurzen Betrachtung der Orte politischen Engagements, den Implikationen für die Micha-Initiative und den Fragen an unsere Gruppe soll es an dieser Stelle erstmal bleiben. Kommentare und Ergänzungen sind herzlich willkommen.

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